In 2020 sorgte Apple für viele Überraschung, indem man für zahlreiche Comebacks sorgte. Ist dies ein Zeichen des Stillstands oder ist das doch positiv?
Bislang war es ein ungewöhnliches Jahr für Apple. Ohne Frühlingsevent und mit einer rein digitalen Entwicklerkonferenz sowie vielen Produktankündigungen per Pressemitteilungen war die erste Jahreshälfte bereits äußerst vollgepackt mit Neuheiten. Allerdings war nicht alles so toll und neu. Bereits das erste neue Apple-Produkt in diesem Jahr machte von sich reden.
iPad Pro: Eine aufgewärmte Neuauflage
Natürlich überraschte Apple mit dem iPad Pro im März. Dies lag allerdings nicht nur am Magic Keyboard sowie der Dual-Kamera samt LiDAR-Sensor, sondern am verwendeten Chip. Apple setzte nämlich nicht wie angenommen auf einen A13X Bionic, sondern nutzte den A12Z. Dieser Umstand stieß einigen Käufern übel auf. Immerhin war der identische Chip schon 2018 im iPad Pro verbaut. Der einzige Unterschied ist jedoch, dass man vom A12X zum A12Z den achten Grafikkern zuschaltete, der allerdings schon im Vorgänger vorhanden, aber deaktiviert, war. Eine Wiederverwendung von alten Chips führt Apple eigentlich nur bei Einsteiger- und den Mittelklasse-Tablets sowie Sondervarianten wie etwa dem iPhone SE durch. Dies war natürlich für Pro-Nutzer eine besondere Enttäuschung.
iPhone SE (2. Generation): Der Retter aus Resten
Nur einen Monat nach dem iPad Pro holt Apple das iPhone SE zurück. Nach vier Jahren aktualisierte Apple die Modellreihe, die für Sparfüchse und Einsteiger interessant ist. Neben dem Comeback des Modells feierten auch viele Komponenten ihre Rückkehr. So basiert das Gehäuse auf dem iPhone 8, während die Kamera vom iPhone XR stammt und der Chip bereits im iPhone 11 Verwendung fand. Allerdings war dies ein gelungenes Recycling, da der Preis einfach stimmte und viele Nutzer eine Neuauflage der Reihe schon lange forderten.
MacBook Pro und MacBook Air: Das langersehnte Update
Neu ist nicht immer besser. Dies lehrte uns die MacBook-Reihe seit 2015. Allerdings lag dies weder am Design noch an der Leistung, sondern an der Tastatur. Apple hatte nämlich mit dem Butterfly-Keyboard einen neuen Mechanismus eingeführt, der einen geringen Tastenhub und damit ein kompakteres Design erlaubt. Dieser stellte sich jedoch als äußerst fehleranfällig heraus, sodass Apple zuletzt neue MacBooks veröffentlichte und diese gleichzeitig in das entsprechende Reparaturprogramm aufnahm. Einige Nutzer sprachen von einem „Armutszeugnis“.
Glücklicherweise besann sich Apple auf alte Technik und führte Ende 2019 im 16" MacBook Pro ein neues Keyboard mit bewährtem Scherenmechanismus ein. Im Mai 2020 folgten das 13" MacBook Pro sowie das 13" MacBook Air dem Beispiel. Apple zeigte damit eindrucksvoll, dass man Fehler eingestehen kann und dass eine Innovation ausgereift sein muss, bevor man sie auf den Massenmarkt loslässt.
Apples September-Event: Eine Veranstaltung um den Stillstand zu feiern?
Auch ohne neues iPhone hatte Apple bereits im September einiges zu zeigen. Allerdings hat man sämtliche Designs des Events schon einmal gesehen. Die Apple Watch wurde optisch seit 2014 nur unwesentlich verändert und das iPad (8. Generation) hat sich ebenfalls schon lange – seit 2011 – kaum verändert. Die größeren Displays bei gleichem Formfaktor spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Das neue iPad hat zudem nur einen älteren Prozessor spendiert bekommen, während das iPad Air (4. Generation) die wiederverwertete Optik des iPad Pro erhielt – Zubehör wie dem Apple Pencil (2. Generation) oder dem Magic Keyboard inklusive. Neu war jedoch der Touch-ID-Sensor in der Power-Taste, während die Apple Watch nun auch den Blutsauerstoff messen kann.
Neue Modelle, alte Formfaktoren und die Rückkehr zu alten Tugenden
Im Oktober stellte Apple die iPhone-12-Reihe vor. Wie seit Monaten bekannt, hat das kalifornische Unternehmen das Design vom iPhone 5S erneut aufgegriffen und es mit einem modernen OLED-Display kombiniert. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Immerhin gehört das kantige Design zu den Lieblingen vieler Nutzer, die nun über dessen Rückkehr erfreut sein dürften. Genauso erfreulich ist dabei auch der Umstand, dass man mit dem iPhone 12 mini wieder ein deutlich kleineres Smartphone anbietet, das mit neuester Technik vollgepackt ist.
Zudem bringt Apple mit MagSafe ein fast vergessenes Lade-Feature zurück. Das Wortspiel „MagSafe“ passte natürlich am Mac besser, da es mit Sicherheit viele MacBooks vor dem Sturz gerettet hat. Für das iPhone bringt es hingegen eine bessere Ladeleistung und eine leichtere Positionierung des drahtlosen Ladegeräts sowie von anderen Zubehör. Außerdem kann man dadurch das iPhone während des „drahtlosen“ Ladevorgangs weiterverwenden.
Back to the Mac: Der erste Mac mit Apple Silicon kommt
Im Sommer kündigte Apple an, dass man den Mac zukünftig mit eigenen Prozessoren ausstatten möchte. In dem Rahmen kündigte man die Rückkehr von Rosetta an, das damals den Übergang von PowerPC auf Intel-Prozessoren erleichtern sollte. Rosetta 2 ebnet nun den Weg für Apples Prozessoren, ohne dass man auf für Intel-Prozessoren optimierte Anwendungen verzichten muss.
Später in diesem Jahr sollen schon erste Geräte mit Apple Silicon verfügbar sein. Welche Macs dazu gehören, ließ Apple bislang offen. Neben dem 13" MacBook Pro wäre auch das 12" MacBook ein möglicher Kandidat. Apple stellte die Reihe eigentlich 2019 ein und könnte somit sein Comeback feiern.
Fazit
Apple hat in diesem Jahr viel auf alte Chips, Designs und Technologien gesetzt. In den meisten Fällen war dies jedoch eine willkommene Rückkehr, die man mit dem iPhone SE, der Scherentastatur oder auch dem kantigen Design des iPhone 12 feierte. MagSafe war eine erfreuliche Überraschung, nachdem man die magnetischen Anschlüsse beim Mac wegrationalisierte, kehren sie in anderer Form zurück und machen das iPhone noch besser.
Allgemein lässt sich daher sagen, dass Apple das Jahr bislang effektiv genutzt hat, um sein Produktportfolio aufzuwerten. Von einem Stillstand kann man kaum sprechen, da Apple trotz Besinnung auf ältere Technologien diese an den richtigen Stellen ansetzt und dadurch das Nutzererlebnis positiv beeinflusst hat – denn dazu sind nicht immer die großen Innovationen notwendig.
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