Home > Handy-Technologie > Eizo ColorEdge CG318-4K: Hardware-kalibrierbares 31-Zoll-UHD-Display

Das Hardware-kalibrierbare 4k-Display richtet sich an Profis aus den Bereichen Druck, Fotografie und Film. Mit knapp 5000 Euro kostet es aber auch dreimal so viel wie ähnlich gut ausgerüstete Modelle des Mitbewerbs. Wir schauen dem Bildschirm „hinter das OSD“ um zu ergründen, was den Bildschirm so wertvoll machen könnte.

Eizo ist vermutlich der Premium-Anbieter im Monitorbau und die CG-Serie stellt die „ S-Klasse “ in deren Produktpalette dar. In den Geräten wird verbaut, was technisch machbar und ökonomisch noch halbwegs sinnvoll ist. Der 31,1 Zoll große CG381-4k ist zweifelsohne Eizos Prunkstück im Repertoire. Er wurde für Farb-Enthusiasten in den Bereichen Fotografie, Druck und Film konzipiert, deren Anspruch nicht weniger als die bestmögliche Farbwiedergabe an einem PC-Monitor ist. Das Wide-Gamut-Panel kann quasi alle gängigen Arbeitsfarbräume für Fotografie (sRGB, AdobeRGB), Druck (ECI-RGB 2.0, ISOcoated v2) sowie Film, Video, Fernsehen und Broadcasting (Rec.709, EBU, SMPTE-C, DCI). Selbst den für UHD und 4k relevanten Farbraum der Rec.2020 versucht er im Rahmen seiner Möglichkeiten zu simulieren.

Hardware-kalibrierbarer 4k-Bildschirm der Extraklasse

Preis: € 4899 (OVP), € 4330 (Straße)

Note: 1,1 sehr gut

+ Sehr großer Farbraum, sehr genaue Kalibration

- langsame Schaltzeiten

Alternative: NEC SpectraView Reference 322UHD

www.eizo.de

Ausstattung

Im Bildschirm arbeitet ein 31,1 (79 cm) Zoll großes IPS-Panel mit einer Auflösung von 4096 x 2160 Pixel (149 dpi). Neben den Standardfunktionen eines per Hardware kalibrierbaren Bildschirms – die monitor-interne Justage von Helligkeit, Weißpunkt und Tonwertkurve, bringt der CG318-4k einen Digital Uniformity Equalizer (DUE) mit, der für eine exzellente Leuchtdichteverteilung und Farbdriftkorrektur über den ganzen Arbeitstag sorgen soll. Ein in den Monitorrahmen eingebauter Kalibrations-Sensor (Eizo Swing) ermöglicht eine Selbstkalibration des Gerätes – ohne jegliches Zutun des Anwenders. Besonders feine Farbabstufungen sind dank der 10-Bit-Farbverarbeitung (sowohl über DisplayPort als auch HDMI) möglich. Als Prunkstück der Ausstattungsliste gelten aber vermutlich die 16-Bit-3D-Look-Up-Table (LUT). Dank 16 Bit werden Bildsignale besonders genau aufgelöst und die dreidimensionalen LUT erlauben die Darstellung quasi jedes erdenklichen Farbtons. So lassen sich auch LUT-Profile aus Color Grading-Programmen importieren, die etwa einen ganz speziellen Filmlook simulieren.

Apple Thunderbolt Display im Test

Das Display ist dank des IPS-Panels sehr blickwinkelstabil (178° H/V) und wirkt durch seinen mächtigen Rahmen gleichermaßen bullig wie stabil. Es lässt sich schwenken, neigen und in der Höhe verstellen sowie hochkant in den Porträt-Modus drehen. Dank seiner matten Oberfläche genügt es auch professionellen Ansprüchen gerecht. Etwaige Lichtquellen im Rücken des Anwenders werden kaum reflektiert. Mit dem Rechner kommuniziert der CG318-4k über DisplayPort (1.2) oder HDMI (2.) sowie einen USB-3.0-Hub. Fünf Jahre Garantie inklusive Vor-Ort-Service sowie eine Sichtschutzblende komplettieren das professionelle Erscheinungsbild. Der Listenpreis beträgt 4899 Euro; die Straßenpreise beginnen bei 4330 Euro. Schaut man sich im Regal beim Mittbewerb um, findet man ähnlich ausgestattete Geräte (Samsung U32D970, LG 31MU97Z-B) für unter 1500 Euro. Was also könnte Eizo bewogen haben, den CG318-4k zu einem derart selbstbewussten Preis anzubieten? Sind die Look-Up-Table letztlich „vergoldet“?

USB 3.0 gegen Thunderbolt im Vergleichstest

Test

Der Monitor wird mit der Kalibrations-Software ColorNavigator 6 (aktuelle Version 6.4.11.6) ausgeliefert. Mit der Software lassen sich quasi alle Monitor-Parameter nach Belieben anpassen, Helligkeit, Weißpunkt, Schwarzpunkt und Tonwertkurve. Darüber hinaus können verschiedene Profile in den Monitor geladen werden. Der CG318-4k simuliert dann den gewünschten Geräte- oder Arbeitsfarbraum. Als Messgerät ist der Eizo Swing bereits an Bord. Messsensoren anderer Hersteller, etwa ein i1 Pro von Xrite, werden ebenfalls akzeptiert. Die Software liegt nun auch Deutsch vor, kann aber nach wie vor nur Eizo-Monitore kalibrieren.

Eizo ColorNavigator 6 (Bild 1 von 23)

01_Neues_Kalibrationsziel.jpg Neues Kalibrationsziel

Die Kalibration ist in logische Einzelschritte unterteilt. Nach der Auswahl von Luminanz und Weißpunkt werden Schwarzpunkt und Tonwertkurve justiert. Nach der Auswahl des Messsensors beginnt die Kalibration. Im Anschluss erhält der Anwender eine Art Messprotokoll über die tatsächlich erzielten Parameter und die Abweichung von den Zielwerten. Bedauerlicherweise lässt sich das erzeugte Profil in der Anwendung nicht manuell umbenennen. Es erhält von der Anwendung lediglich eine numerisch fortlaufende Kennung. Bei mehreren Profilen kann dies verwirren.

Testergebnisse

Den CG318-4k testen wir zunächst im unkalibrierten Zustand mit dem aktuellen UDACT 2.4 und einem i1 Pro von X-rite. Die Bild-Presets sind zahlreich und orientieren sich an bekannten Arbeitsfarbräumen für Fotografie, Druck und Film. Darüber hinaus gibt es zwei Speicherplätze für eigene Kalibrationsziele. Zunächst lassen wir den Digital Unity Equalizer seine Muskeln zeigen. Er soll für eine möglichst gleichmäßige Helligkeitsverteilung sowie Farbreinheit sorgen. Wir vermessen diesbezüglich das Preset AdobeRGB direkt nach dem Einschalten, nach 30 Minuten erneut und dann zu jeder vollen Stunde, siebenmal hintereinander. Die Helligkeitsunterschiede liegen bei durchschnittlich 2 Prozent, im Maximum bei 8 Prozent. Die Schwankungen betragen nur 1 Prozentpunkt, das ist Extraklasse. Bei der Farbreinheit sieht es ähnlich aus. So liegt die Farbdrift über den gesamten Bildschirm – über einen ganzen Arbeitstag hinweg – bei durchschnittlich 1 DeltaC und auch im Maximum bei nur 1 DeltaC.

CG318-4k für Fotografen

Für Fotografen bietet der CG318-4k die Arbeitsfarbräume AdobeRGB und sRGB an. Bereits im unkalibrierten Zustand macht er in beiden Presets eine ordentliche Figur, kann aber seine Qualitäten noch nicht ganz ausspielen. Es ist vor allem der Weißpunkt, der um 3,4 DeltaE (AdobeRGB) respektive 2,4 DeltaE (sRGB) verpasst wird. Nach der Kalibration auf AdobeRGB offenbaren sich dann aber die inneren Werte. So weicht die Farbtemperatur mit 6478K nur um 0,4 DeltaE vom Ziel (6500K) ab. Auch der Schwarzpunkt ist mit 0,2 cd/qm ausgesprochen gut. Bei der Vermessung der Graustufen kommt die 16 Bit breite 3D-LUT zum Tragen. Eine Farbdrift von maximal gerade einmal 0,47 DeltaC über die gesamte Monitorfläche ist exzellent. Da der Monitor Hardware-kalibriert ist, verliert er bei der Kalibration auch keine Tonwerte. Die Arbeitsfarbräume von AdobeRGB und sRGB kann der CG318-4k vollumfänglich darstellen.

CG318-4k zum Softproofen

Wer seinen Bildschirm zum Softproofen verwenden möchte, sich also Zeit und Geld für Proof-Druck und Normlichtkasten spart, wird von Eizo mit dem entsprechenden Gütesiegel der Fogra angesprochen. Der Bildschirm entspricht also den Normen der ISO 12646. Wir kalibrieren den Bildschirm auf entsprechende Eckwerte (5800 K, L*) und bekommen die Eignung zum Softproofen ausgesprochen deutlich bestätigt. Der Weißpunkt weicht mit 5764 K nur um 0,5 DeltaE vom Zielwert ab und auch die anderen Zielwerte für Schwarzpunkt, Graubalance, Profilqualität und Softprooffähigkeit werden innerhalb der recht engen Toleranzen erfüllt. Ist es ein Makel, wenn der für den Offset-Druck relevante Farbraum ISOCoated v2 nur zu 99 Prozent abgedeckt wird? Nein.

Film und Fernsehen

Die großen Stärken des CG318-4k und die Unterschiede zum Mitbewerb werden vor allem bei Anwendungen im Videobereich deutlich. Zum einen hält er ganze fünf Bild-Presets mit Arbeitsfarbräumen für Filmschaffende bereit: EBU (PAL, SD, Rec.601), Rec.709 (PAL, HD, HDTV), SMPTE-C (Broadcasting, früher NTSC), DCI (Digitales Kino) und Rec.2020 (UHD, 4k). Diese Farbräume lassen sich mit der ColorNavigator-Software problemlos emulieren. Ausnahme ist die Rec.2020, deren Farbumfang bei etwa 133 Prozent NTSC liegt, den der Monitor – und auch kein anderer Bildschirm derzeit – abbilden kann, dafür aber Weißpunkt und Tonwertkurve.

Zum anderen verfügt der CG318-4k auch über die Fähigkeit, die Bildschirmauflösung nicht nur mit 60 Hz wiederzugeben. So kann er über HDMI 2160p auch mit 24 Hz wiedergeben, 1080p mit 60 Hz, 50 Hz, 30 Hz, 25 Hz und 24 Hz wiedergeben. Selbst Interlaed-Formate wie 1080i kann er mit 60 Hz und 50 Hz wiedergeben, was ihn zu einem exzellenten Vorschaumonitor für Videoproduzenten macht. Wir haben ihn über eine Blackmagic Design Intensity Pro 4k angeschlossen, und Clips mit kritischen Bildraten unterhalb von 60 Hz ohne das sonst übliche Pumpen beurteilen können.

10-Bit-Farbverarbeitung

Seit einiger Zeit können Displays unter bestimmten Voraussetzungen 1 Milliarde Farben statt der sonst üblichen 16,7 Mio. Farben, respektive 30 Bit statt 24 Bit Farbtiefe darstellen. Die Darstellung mit 10 Bit pro Farbkanal erlaubt eine Farbdarstellung mit deutlich weicheren Verläufen. Damit diese jedoch auch klappt, muss die gesamte Darstellungskette auf 10 Bit (und UHD) ausgelegt sein, angefangen beim Betriebssystem, über die Anwendung bis hin zur Grafikkarte, deren Treiber, Monitor und Kabel. Wenn sie auch noch über eine Vorschaukarte funktionieren soll, dann nicht nur über DisplayPort sondern auch HDMI. Für den CG318-4k können wir feststellen, dass dessen Farbverläufe butterweich sind, sowohl über DisplayPort als auch über HDMI, am PC wie am Mac (nur Mac Pro (im Test) ).

OS X El Capitan unterstützt 10-Bit-Farbwiedergabe

Sonstiges

Also alles eitel Sonnenschein? Nein. Die Reaktionszeit der Flüssigkristalle beim Ändern der Lichtdurchlässigkeit von Schwarz auf Weiß und zurück ist bei IPS-Panel technologisch bedingt wenig berauschend. Displays mit TN-Panel stehen in dieser Disziplin deutlich besser da. Aber mit 27,7 ms (15,9 ms rise, 11,8 ms fall) liegt sie beim CG318-4k selbst für ein IPS-Panel auf recht niedrigem Niveau. Da dieser Parameter aber nur für Gamer relevant ist, messen wir ihm keine große Bedeutung bei. Ähnlich sieht es beim Stromverbrauch aus. Er ist in dieser Geräteklasse prinzipiell zweitrangig. Es fällt jedoch auf, dass der CG318-4k im Ruhezustand 6,7 Watt und im ausgeschalteten Zustand noch immer 6,6 Watt verbraucht. Bei einer Helligkeit von 150 cd/qm liegt die Leistungsaufnahme bei 60 Watt und bei 100 Prozent Lichtausbeute sind es 89,9 Watt. Mittels des separaten Ein-Aus-Schalters an der Rückwand des Bildschirms lässt sich der CG318-4k aber auch komplett ausschalten.

Fazit

Der CG318-4k lässt keine ersichtlichen Wünsche offen – und das weder für Foto-, Druck, noch Video-Profis. Er lässt sich ergonomisch ausrichten, kann alle relevanten Arbeitsfarbräume ohne sichtbare Verfälschungen simulieren und überzeugt sogar in Spezial-Anwendungen, etwa als Vorschaumonitor für Video-Produzenten. Wenn nicht auf jedem Schreibtisch ein CG318-4k steht, hat es vermutlich mit dem Preis von knapp 5000 Euro zu tun. Wer im Olymp der Farbkritiker bei Nektar und Ambrosia über Gamut, Farbdrift und Softprooffähigkeit parliert und darüber hinaus Farbabstände von 2 DeltaE mit bloßem Auge erkennt, findet im CG318-4k allerdings das Werkzeug seiner Wahl. Anwender, denen das eine Kokolores und das andere zu intellektuell ist, findet für 1500 Euro auch bei anderen Herstellern schöne Töchter.

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