Home > Handy-Technologie > Logitech MX Vertical: Ergonomische Maus im Test

Im Kampf gegen die "Mausarm" (RSI-Syndrom – Repetitive Strain Injury) will die eigenwillig gestaltete Logitech MX Vertical durch eine veränderte Handhaltung behilflich sein.

Zugegeben, die vertikal ausgerichtete Form der Logitech MX Vertical ist mehr als ungewöhnlich. Doch laut Hersteller wurde sie nach den Kriterien führender Arbeitswissenschaftler entwickelt und getestet und soll zur Verbesserung der Körperhaltung, Reduzierung der Muskelbelastung und Verringerung des Drucks auf das Handgelenk führen. In der Tat liegt unsere Hand – wenn das Eingabegerät auch nur für die rechte gedacht ist – bequem auf der angenehm gestalteten Oberfläche der mit oder ohne Kabel benutzbaren Maus. Normalerweise würde unsere Hand zur Bedienung einer Maus flach aufliegen und damit im Vergleich zur natürlichen Position verdreht. Dies ist eine der Ursachen des RSI-Syndroms.

Mehrere Wochen Test sehr zufriedenstellend

Ob das funktioniert, kann man aber nur im Selbstversuch herausfinden. Das haben wir in den letzten Wochen ausgiebig getan, nicht nur auf dem Mac, sondern sozusagen nahtlos auch mit dem Windows-PC. Denn die Maus lässt sich ganz leicht per Knopfdruck an insgesamt drei Geräte anschließen und an ihrer Unterseite per Knopfdruck hin und her schalten. Das ist das einzig Umständliche daran.

Verbindet man die MX Vertical per beiliegendem USB-C-auf-USB-A-Kabel, mit dem sich auch der Maus-Akku aufladen lässt, hat man von dieser Wechselmöglichkeit natürlich nur wenig. Doch per Bluetooth oder mitgeliefertem Logitech-Unifying-Empfänger klappt das einwandfrei. Noch eleganter ist es, die ”Flow”-Funktion zu aktivieren, wozu man die entsprechende Software Logitech Options benötigt. Über diese lassen sich auch weitere Details an den Maustasten einstellen, dazu später. Nun lässt sich die Maus einfach über den Bildschirmrand hinaus verschieben, und der Zeiger taucht wie durch Geisterhand auf dem anderen Monitor wieder auf. Hat man jedoch ein Spiel laufen, ist das freilich unpraktisch, weil hier schnelle Bewegungen zum Bildschirmrand auch entsprechend als ”Flow” interpretiert werden und der Mauszeiger einfach aus dem Game verschwindet. Dafür also nicht zu empfehlen!

Unerwünschtes Aufwachen von PC oder Mac

Ein anderes kleines Problem ist, wenn man beispielsweise den Mac gerade im Ruhestand hält und die Maus noch auf diesen eingeschaltet ist. Möchte man nun auf den Windows-Rechner oder einen anderen Mac etc. wechseln, muss man die Maus bewegen und anheben und den Schalter darunter betätigen, wodurch dann auch der erste Mac aufwacht, und umgekehrt. Hier hilft nur, rechtzeitig vor dem Ruhezustand schon umzuschalten, was natürlich nicht immer vorhersehbar ist.

Ansonsten lässt sich die Maus wunderbar leicht bedienen. Die Tasten zum Klicken und Doppelklicken liegen an der rechten Seite oben, so dass man bequem herankommt. Das Mausrad dort in der Mitte hilft beim Scrollen durch Fenster, außerdem lässt sich diese Taste als dritte Maustaste benutzen, beispielsweise, um einen eigenständigen Tab im Browser zu öffnen. Mit Logitech Options lässt sie sich aber auch in vielfältiger Weise anders belegen, das gilt ebenso für die beiden Tasten auf der linken Seite, die man etwa für ”Vor” oder ”Zurück” im Browser benutzt oder für andere Zwecke. So kann man auch Mission Control oder Launchpad aktivieren, die Helligkeit oder Lautstärke verändern und anderes mehr. Außerdem lassen sich mit den Anwendungseinstellungen Aktionen für viele Programme einzeln festlegen, sodass bestimmte Klicks oder Tastenfolgen nur dort gelten. Für alle Fälle kann man sogar eigene Tastaturkürzel für eine bestimmte Taste definieren, was in unserem Test jedoch nicht gut funktionierte. Doch selbst ein Doppel- oder gar Dreifachklick lässt sich damit simulieren, praktisch beispielsweise auf dem Mausrad, und das klappt einwandfrei.

Sensibler Nager

Die oberste Taste auf der Maus dient der Einstellung der Empfindlichkeit. Die MX Vertical, die auf unserem Holzschreibtisch auch ohne Mauspad einwandfrei funktioniert, auf einem Computertisch mit Metall dagegen besser eine entsprechende Unterlage hat, verfügt über einen optischen Sensor mit einer Auflösung von maximal 4000 dpi, was deutlich kürzere Bewegungen mit der Maus möglich macht und ebenfalls Arm und Gelenke schont. Die Geschwindigkeit des Mauszeigers lässt sich in zwei anpassbaren Stufen leicht umschalten. Die wiederaufladbaren Lithium-Polymer-Akkus sollen bis zu vier Monate durchhalten, in unserem Dauertest von mehreren Wochen zeigte sich hier jedenfalls keinerlei Ermüdungserscheinung.

Und bei uns selbst? Nun, das Problem mit dem durch Mausgebrauch verursachten ”Tennisarm” kennen wir durchaus, weswegen wir auch lieber ein Trackpad benutzen oder schlicht die Stimme. Mit der Logitech MX Vertical spüren wir hier aber einen klaren Unterschied zur normalen Maus, die Anspannung und die Folgen sind zumindest subjektiv deutlich geringer. Die natürlichere Handhaltung trägt dazu vieles bei, auch die kürzeren Bewegungen mit der Maus durch die hohe Auflösung machen sich bezahlt. Freilich bleibt das häufige Klicken, das ebenfalls unangenehme Folgen haben kann. Aber auch damit sind wir nach diesen Wochen permanenten Umgangs mit der Maus an Mac und PC sehr zufrieden. So etwas kann natürlich immer nur einen Langzeitversuch sein, derzeit schlägt sich die Maus damit ausgezeichnet.

Teuer, aber nicht alternativlos

Der Preis ist freilich hoch. 110 Euro für einen digitalen Nager sind keine Kleinigkeit, selbst, wenn er so durchdacht ist inklusive der kostenlosen Software zur Feineinstellung der Tasten. Wir verweisen hier nur auf den Test der Kollegen von Golem.de, die nicht nur die Logitech MX Vertical auf Herz und Nieren geprüft haben, sondern im Vergleich die ebenfalls vertikal angeordnete Anker-Maus für nur 22 Euro . Auch hier gibt es die Möglichkeit, die Tasten mittels Software, allerdings eines Drittanbieters, individuell zu belegen. Außerdem funktioniert diese Maus nicht per Bluetooth, sondern über einen USB-Drahtlosadapter. Ein Kabelbetrieb sei nicht vorgesehen, sie läuft über zwei AA-Batterien.

Der Preisunterschied ist jedenfalls drastisch, und zumindest die oben verlinkte Anker-Maus läuft auch auf dem Mac. Weitere Angebote finden sich ebenfalls bei Amazon.de. Der Vorteil der Logitech MX Vertical liegt offensichtlich im Bedienungskomfort mit der direkt verfügbaren Software und der Möglichkeit, sie gleich für mehrere Geräte einzurichten.

Für Spiele haben wir die Logitech-Maus nur nebenher getestet, es gibt sicherlich spezialisiertere Nager, mit denen man besser und schneller zielen kann. Doch das ist nicht der eigentliche Zweck dieses ergonomischen Eingabegeräts.

Systemvoraussetzungen und Verfügbarkeit

Genaue Daten und Maße zu Maus und Unifying-Empfänger findet sich auf der Website  von Logitech . Ein freier USB-Anschluss ist auf jeden Fall erforderlich, um die Maus gelegentlich aufzuladen, oder um den Empfänger einzustecken. Dazu kommt alternativ Bluetooth. Auf dem Mac ist für die diversen Verwendungsmöglichkeiten mindestens macOS 10.13.6 angegeben, für den PC Windows 10 oder höher, aber auch Windows 8 und Windows 7 finden Unterstützung. Die kabellose Reichweite soll zehn Meter betragen. Die optionale, aber sehr empfehlenswerte Software zur Maus Logitech Options gibt es zum Download hier . Der Preis von 109 Euro im Webstore  des Anbieters war schon angesprochen, anders als sonst häufig lässt sich hier beim Kauf beispielsweise über Amazon.de nichts sparen, im Gegenteil, dort werden gar knapp 123 Euro verlangt mit einer derzeit etwas längeren Lieferzeit. Interessant sind dort immerhin die Nutzerkommentare aus unterschiedlichen Perspektiven, vom Officearbeiter bis zum Gamer.

Fazit und Empfehlung

Wir haben uns an den ergonomischen Nager an Mac und PC bereits sehr gut gewöhnt und sind insgesamt zufrieden. Ergonomisch scheint die Maus nach mehreren Wochen des Versuchs ihren Zweck zu erfüllen. Sie ist flexibel und vielfältig in der Anwendung. Ob man den hohen Preis zahlen will – oder lieber zu einer günstigen Alternative greift – liegt sicherlich auch am Verwendungszweck. Für den Einsatz an mehreren Computern, fließend sogar sprichwörtlich mit der Funktion Flow, führt an ihr derzeit wohl nichts vorbei.

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