Mit dem neuen Macbook Air 2020 macht Apple alles richtig: Mehr SSD für das gleiche Geld, schnellere Prozessoren und neue Tastatur.
Da das Macwelt-Testcenter momentan nur sehr eingeschränkt einsatzbereit ist und Apple auch keine Testgeräte verschicken kann, ist nun das Home Office unsere Testumgebung. Dort ist heute das vom Tester privat bestellte Macbook Air 2020 in der Basisversion eingetroffen. Wir werden es in der nächsten Zeit eingehender unter die Lupe nehmen und es mit dem Modell von 2019 vergleichen, um herauszufinden, was sich geändert und vor allem, was sich verbessert hat.
Batteriegesundheit in Gefahr
Nach drei Monaten im Dienst hat das Macbook Air 2020 jetzt 54 Ladezyklen absolviert, die Kapazität des Akkus ist dabei auf knapp 92 Prozent der Ursprungskapazität gesunken. Das ist recht viel, denn das Macbook Air 2019 hat bisher 121 Ladezyklen hinter sich, die Kapazität des Akkus liegt aber noch bei 97 Prozent. Anscheinend ist die Energieeffizienz der neuen Intel-Prozessoren geringer als beim Vorgängermodell, auch wenn sich die Leistung im Schnitt um ein Drittel erhöht hat. Vielleicht mit ein Grund, warum Apple zukünftig auf eigene Prozessoren umsteigt.
Der äußere Anschein
Auf den ersten Blick sind die beiden Modelle nicht zu unterscheiden. Der Blick auf die Pfeiltasten der Tastatur zeigt dann den ersten Unterschied: Die Tasten für rechts und links sind wieder so klein wie vor der Einführung der Schmetterlingstastatur. Ansonsten sieht das Tastaturlayout aber wie beim Vorgängermodell aus, inklusive der Funktionstasten. Zudem ist gut zu erkennen, dass alle Tasten etwas höher sind als bisher. Durch den größeren Tastenhub ist das Schreibgefühl nach unserer Ansicht deutlich angenehmer, und die Geräuschkulisse hat sich zum Besseren verändert. Der Sound ist nicht mehr so hart und laut, sondern deutlich gedämpfter und leiser. Und noch zwei kleine andere Änderungen zeigen sich beim genaueren Hinsehen und Messen: Die Gitter der Lautsprecher sind etwas kürzer geworden, und der vertiefte Bereich für die Tastatur ist in beide Richtungen um ein paar Millimeter gewachsen. Das etwas höhere Gewicht bekommt man nur auf der Waage zu spüren.
Nach der Tastatur widmen wir uns dem Display. Auf den ersten Blick ist kein Unterschied zum Vorgänger aus 2019 zu erkennen. Um aber ganz sicher zu gehen, werfen wir das Open-Source-Programm DisplayCal sowie unser altes Eye One Colorimeter an und messen an neun Stellen die Helligkeit und die Helligkeitsverteilung. Dazu schalten wir True Tone und die automatische Helligkeitsanpassung aus und stellen die höchste Helligkeitsstufe ein. An der hellsten Stelle messen wir beim Modell 2019 428 cd/qm, beim Modell 2020 420 cd/qm. Diese Abweichung liegt innerhalb der Messtoleranz. Dafür sind beim neuen Modell die maximalen Helligkeitsabweichungen etwas geringer. Aber auch hier ist der Unterschied nicht sehr groß. Den Farbraum können wir mit den Home-Office-Testmethoden leider nicht messen. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass das Display weiterhin nicht den P3-Farbraum darstellen kann, sondern nur den sRGB-Farbraum.
Macbook Air 2020 – Erster Blick (Bild 1 von 5)
Macbook Air 2020 ? ausgepackt
Macbook Air 2020: Die Messergebnisse
Das Basismodell des Macbook Air 2020 ist messbar schneller geworden als das Modell 2019. Unsere beiden Testmaschinen sind ein Macbook Air 2019 mit 256 GB SSD und das aktuelle Basismodell mit i3-Prozessor und ebenfalls 256 GB SSD. Wir testen beide Macs unter macOS Catalina in der aktuellen Version 10.15.4 im Akkubetrieb. Die Laufzeittests sind noch nicht abgeschlossen und werden später von uns nachgereicht.
Geekbench
Im ersten Durchgang lassen wir auf die beiden Macbooks das häufig verwendete Geekbench los. Die Ergebnisse deutet auf einen soliden Geschwindigkeitsgewinn hin. So hat das neue Macbook Air im Sigle-Core-Test 34 Prozent zugelegt, im Multi-Core-Test sogar 44 Prozent. Beim Metal-Test soll das neue Macbook Air sogar dreimal so schnell sein wie das alte, was aber nicht zutreffen kann. Als wir uns die Einzeltests anschauen, ist zu sehen, dass auf dem 2019er Modell der Test „Face Detection“ hängen bleibt und dann auch kein Ergebnis liefert. Aller Wahrscheinlichkeit ein Programmierfehler. Auf dem Macbook Air 2020 tritt dieser Fehler dagegen nicht auf. Zum Vergleich machen wir noch den OpenCL-Test. Hier misst Geekbench einen Leistungszuwachs von 32 Prozent für das aktuelle Macbook Air. Das erscheint uns dann schon realistischer. Bei diesem Test ist zudem festzustellen, dass beim älteren Macbook Air der Lüfter mit einer niedrigen Umdrehungszahl läuft, beim neuen Modell ist er dagegen nicht zu hören.
Mehr Prozessorleistung
Für den ersten Stresstest für den Prozessor nehmen wir Cinebench 20. Dieser Rendertest lastet die beiden Kerne der CPU vollkommen aus, was auch am lauten Lüftergeräusch beider Macbooks zu hören ist. Im Endeffekt stellt der Test fest, dass das Macbook Air 2020 um 16 Prozent zugelegt hat. Also doch deutlich weniger als Geekbench ausweist.
Um den Dingen noch weiter auf den Grund zu gehen, nehmen wir weitere Praxistests vor. Zum einen konvertieren wir einen alten Film im AVI-Format in MP4, unter Einsatz von Handbrake. Hier erweist sich das neue Macbook Air um sechs Minuten schneller, ein Zeitgewinn von 11 Prozent. Danach konvertieren wir mit dem Audiokonverter Switch 36 Songs vom AAC-Format zu MP3. Hier beträgt der Zeitgewinn eine Minute, was rund 25 Prozent entspricht. Und zuletzt stabilisieren wir in iMovie ein mit dem iPhone 8 selbst gedrehtes Video mit einer Länge von zweieinhalb Minuten. Damit wird das aktuelle Macbook Air eineinhalb Minuten schneller fertig, ein Zeitgewinn von 21 Prozent. Man kann also davon ausgehen, dass der neue Ice-Lake-Prozessor i3-1000NG4 je nach Aufgabe 11 Prozent bis 25 Prozent gegenüber dem i5-8210Y zugelegt hat. Ein Rennpferd ist der neue Prozessor aber nicht. Wer häufiger prozessorintensive Aufgaben zu erledigen hat, sollte nicht zum Macbook Air greifen, oder zumindest auf einen Vierkern-Prozessor aufrüsten. Denn vier Recheneinheiten können mehr Dinge gleichzeitig erledigen als zwei. Eine Verdopplung der Geschwindigkeit sollte man aber durch die vier Kerne nicht erwarten.
Schnellere Grafik
Ein weiterer Fortschritt des neuen Prozessors gegenüber dem alten liegt in der Grafikeinheit, die nun aus Intels 11. Generation stammt und beim i3-1000NG4 mit 48 Execution Units (EUs) doppelt so viele Rechenwerke aufweist als diejenige des Vorgängers. Bei diesem stammte die Grafik noch aus der Generation 9.5. Neben dem OpenCL-Test von Geekbench lassen wir das Testprogramm GFXBench Metal auf die beiden Testkandidaten los. Für die Bewertung des Geschwindigkeitszuwachses bilden wir den Mittelwert aus den sieben On-Screen-Tests (High Level und Low Level). Dabei kommt das 2019er Modell auf einen Wert von 26,3 fps (Frames per second), das neuere Modell bringt 34,8 fps auf die Waage. Ein durchschnittlicher Zuwachs von gut 32 Prozent. Wobei bei manchen der Tests die neue Grafik noch deutlich schneller ist als die alte. Außerdem testen wir die Grafik noch mit Unigine Valley 1.0. Das Programm verwendet OpenCL. Apple pflegt diese Grafikschnittstelle zwar nicht mehr und setzt nur noch auf Metal, aber funktionieren tut es immer noch. Beim älteren Macbook Air kommt der Benchtest auf 16,5 fps, beim neueren auf 23,6 fps. Das ist ein Zuwachs von 43 Prozent. Man kann also davon ausgehen, dass man mit spürbar mehr Grafikpower beim aktuellen Macbook Air rechnen kann. Eine Spielemaschine wird es dadurch aber natürlich nicht. Wer grafisch aufwendige Spiele spielen möchte, ist beim Macbook Air an der falschen Stelle.
SSD wie gehabt
Nichts Neues ist bei der Schreib- und Lesegeschwindigkeit der verbauten SSD zu vermelden. Beide Testgeräte haben einen Speicher mit 256 GB. Der Blackmagic Disk Speed Test ergibt für das Modell 2019 einen aus mehreren Durchgängen gemittelten Schreibwert von 1012 MB/s und eine Lesegeschwindigkeit von 1369 MB/s. Für das Macbook Air aus diesem Jahr liegen die Messwerte bei 1006 MB/s (Schreiben) und 1383 MB/s (Lesen). Die Werte sind also mehr oder weniger identisch. Die Modellbezeichnung der SSDs und die Versionsnummer, zu finden in den Systeminformationen von macOS Catalina, sind ebenfalls gleich.
Eine Stunde weniger
In den technischen Spezifikationen zum Macbook Air 2019 und 2020 hat Apple angegeben, dass das neue Modell im Batteriebetrieb eine Stunde kürzer durchhält als die Ausgabe von 2019. In unserem Laufzeittest haben wir dies bestätigen können. Für den Test verwenden wir einen Film aus dem Filmangebot aus Apples iTunes Store, genauer gesagt "Blade Runner", den wir auf die beiden Testkandidaten laden und lokal abspielen. Die Bildschirmhelligkeit stellen wir auf 75 Prozent ein und deaktivieren sowohl True Tone als auch die automatische Anpassung der Bildschirmhelligkeit und die Abdunkelung des Displays im Batteriebetrieb. Bluetooth ist ausgeschaltet, WLAN bleibt aktiviert.
Zum Abspielen des Films verwenden wir Quicktime Player, da das Programm den Film in einer Endlosschleife abspielen kann. Das Macbook Air von 2019 hält 12 Stunden und 14 Minuten durch, das Macbook Air 2020 beendet nach 11 Stunden und 25 Minuten die Wiedergabe. Berücksichtigen muss man zudem, dass der Akku beim älteren Modell schon 100 Ladezyklen absolviert hat und nicht mehr die volle Kapazität erreicht, während das Macbook Air 2020 erst acht Zyklen hinter sich hat. Mit voller Kapazität hätte das ältere Modell bestimmt noch die auf eine Stunde fehlenden 11 Minuten durchgehalten. Dass beide Macs nicht die von Apple angegebenen 13 Stunden beziehungsweise 12 Stunden erreichen, liegt wahrscheinlich an einer anderen Einstellung der Bildschirmhelligkeit, die von Apple aber nicht ausgewiesen wird.
Fazit
Das neue Macbook Air ist in mehreren Punkten ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Modell von 2019. Da ist zum einen die neue und unserer Ansicht nach deutlich bessere Tastatur, und zum anderen der Prozessor aus der neuen Ice-Lake-Baureihe von Intel. Auch in der i3-Basisversion bietet er mehr Rechenleistung und Grafikpower als der i5-8210Y vom vergangenen Jahr. Damit kommt man bei allen Alltagsaufgaben gut zurecht und kann auch mal die eine oder andere heftigere Aufgabe auf das Macbook Air loslassen, sofern man es nicht sehr eilig hat. Und zu guter Letzt ist noch der um 50 Euro niedrigere Preis und der auf 256 GB gewachsene SSD-Speicher zu nennen, was im letzten Jahr noch einen Aufpreis von 250 Euro bedeutet hätte. Apple hat diesmal eigentlich alles richtig gemacht.
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