In Ergänzung zu unserem Test zum Spielestreaming-Service Shadow liefern wir interessante Details und Benchmarks nach.
Vergessen Sie Ihren PC! Denn egal ob eine ”Kiste” für Microsoft-Betriebssysteme oder für den Mac, Shadow von Blade läuft darauf, und aktuelle Spiele präsentieren sich mit höchsten Grafikdetails. Das bestätigt und ergänzt unsere erste Vorstellung von Shadow, einem in Frankreich beheimateten Streamingdienstleister für Windows-Computerspiele auf höchstem Niveau. Und das bedeutet mit bester Auflösung und detailliertesten Grafikeinstellungen.
Der Mac Mini als Gamingmonster
Oder wer hätte es für möglich gehalten, dass man selbst auf einem inzwischen schon antiquierten Mac Mini, auf dem selbst zu seinen besten Zeiten kaum hochkarätige Spiele starten konnten, schon, weil er keine dezidierte Grafikkarte sein Eigen nennt, beispielsweise "Assassin's Creed Origins" oder das brandaktuelle "Shadow of Tomb Raider" in den höchsten Detailstufen flüssig läuft? Doch genau das ist nach unserem Test der Fall. Und das, obwohl PC-User (denn für den Mac gibt es die letzte Ausgabe des Spiels mit der Action-Archäologin Lara Croft noch gar nicht) über deutliche Einbrüche etwa bei den FPS (Framerates per second) klagen, auch auf durchaus aktuellen PCs mit guten Grafikkarten. Doch Shadow bietet mehr, nämlich auf den eigenen Servern Grafikkarten der Güte Nvidia Quattro P5000 und eine Intel Xeon-CPU mit 3,2 GHz. Damit lässt es sich schon was anfangen, sofern die Internetverbindung das hergibt. Wozu laut Anbieter bereits 15 Mb/s ausreichen sollen. Und so spüren wir bei im Durchschnitt 66 FPS im aktuellen Tomb Raider (teilweise deutlich darüber) nur selten ein Ruckeln oder gelegentlich kurze Aussetzer beim Sound, in den allermeisten Fällen läuft es schön flüssig und störungsfrei.
Kleine Einschränkungen hin und wieder mussten wir hinnehmen, aber hey, auf einem Mac Mini? Falls wir das nicht schon erwähnt haben sollten … Freilich ergeben sich solche Lags oder Latenzen kurzzeitig auch auf unserem Windows-PC. Immerhin, mittels des Shadow-Client können wir zwischen den Systemen einfach hin und her schalten. Wobei die Windows-Sitzung auf dem anderen Gerät dann beendet wird, aber sich nahtlos auf dem anderen Computer fortsetzen lässt. Das Spiel, wenn es wie bei Steam oder Ubisoft etc. in der Cloud gespeichert wird, ohnehin.
Shadow integriert eine Windowslizenz
Um Shadow laufen zu lassen, benötigt man wie schon im Ursprungsartikel vermerkt, einen Client, das ist ein kleines Programm für Mac oder PC , das die Windows-Lizenz startet und in dem sich zuvor einige Grundeinstellungen vornehmen lassen, manche davon noch im Beta-Stadium, wie die automatische Erkennung der jeweiligen Auflösung des Bildschirms oder den Zugriff auf USB-Geräten via IP-Adresse. Auch die Bandbreite lässt sich theoretisch automatisch ermitteln, wir bevorzugen aber einen festen Wert wie 30 MB pro Sekunde, damit läuft es bei uns sehr flüssig.
Der Zugriff auf externe USB-Geräte hat leider noch nicht geklappt, also auch externe Festplatten lassen sich bisher nicht einbinden. Maus, Tastatur und Controller dagegen funktionieren einwandfrei. Wenn einem die 250 GB Speicherplatz, die man im Abo monatlich erhält, nicht ausreichen, kann man eine Erhöhung auf 1 TB Speicherplatz erwerben, was drei Euro zusätzlich pro Monat kostet. Damit lässt es sich zumindest vom Platzbedarf her wohl recht gut leben, auch, wenn man Shadow nicht nur zum Spielen, sondern als reguläres Windows benutzen will. Was insbesondere auf einem Mac sinnvoll sein kann, weil man auf diese Weise den Kauf von Parallels Desktop oder VMware Fusion zuzüglich einer Windows-Lizenz spart.
DirectX 12 (quasi) auf dem Mac …
Noch ein paar weitere Features seien erwähnt. So haben wir beispielsweise unsere entfernte Grafikkarte mit DirectX 12 laufen, was in Spielen wie " Shadow of the Tomb Raider " weitere beeindruckende Effekte bringt. Wir haben auch beim Betrieb über WLAN statt Netzwerkkabel keine Probleme mit der Performance. Auch Benchmark-Tests innerhalb der getesteten Spiele bringen Bestnoten – hier mögen originäre Computerspieleseiten noch detailliertere Ergebnisse vorlegen, aber mit diesen Zahlen und dem subjektiven Empfinden sind wir völlig zufrieden.
Zum Preis von 30 Euro pro Monat beim zwölfmonatigen Abo dagegen mag man sagen, ganz schön happig. Andererseits kosten aktuelle und potente Grafikkarten, mit denen man seinen Rechner vielleicht frisch bestücken will, locker über 500 Euro, von einem neuen Computer für hochauflösende Spiele ganz zu schweigen. Trotzdem würde man sich wünschen, dass hier noch ein Preisnachlass drin ist, zumal es bis dato wohl aus technischen Gründen keine Probezeit gibt, in der man sich vorher selbst überzeugen kann. Dies soll aber früher oder später kommen, versprechen die Anbieter. Im Unterschied zu Konkurrenten wie Geforce Now (Beta) kann man dafür jedes Spiel installieren und nutzen, das man auf welche Weise auch immer für das aktuelle Windows besitzt. Von Qualitätseinbußen, wie etwa bei Playstation Now zu hören, ganz zu schweigen.
Datenschutz ist Vertrauenssache
Noch ein Wort zum Datenschutz. Immerhin läuft die eigene Windows-Installation auf einem Server, einem Computer in Amsterdam, auf den man selbst keinen direkten Zugang hat, dafür aber der Anbieter Blade. Kann dieser zumindest theoretisch auf die eigenen Daten samt Dokumenten und E-Mails zugreifen? Erlaubt wäre das natürlich nicht, hier sollte auch die neue DSGVO einmal einen positiven Effekt haben. Allerdings versichern die Entwickler uns, dass sie einen solchen Zugriff nicht haben und daher weder ausnutzen könnten noch wollten. Das Rechenzentrum sei Kategorie 3 und verfüge über das Sicherheitslevel einer Bank, und der Stream werde ständig verschlüsselt. Aufnahmen von Dateien, Programmen, Eingaben und allem anderen seien daher gar nicht möglich. Windows selbst sei wie ein lokaler Rechner gesichert und völlig in der Hand des Nutzers. Hierauf mag man vertrauen. Gegenteiliges jedenfalls haben wir hierzu nicht zu vermelden.
In Shadow auch Schatten
Doch auch ein paar eindeutig negative Posten seien benannt. Der relativ hohe Preis zählt dazu. Es gibt wie erwähnt auch immer mal wieder trotz insgesamt flüssigen Verlaufs kleinere Lags (Latenzen), durch die vielleicht der Sound stottert oder das Bildschirmgeschehen stockt. Ärgerlich ist es, wenn man aus welchen Gründen auch immer (etwa Wartungsarbeiten) sich vorübergehend überhaupt nicht einloggen kann, was in unserem Testzeitraum von jetzt mehreren Wochen immerhin zwei- bis dreimal für zumindest Minuten bis zu 1 Stunde der Fall war. Klar, dass man bei fehlender Internetverbindung erst überhaupt nicht reinkommt, wogegen beispielsweise Steam immerhin einen Offline-Modus bietet, sodass die Spiele später synchronisiert werden. Doch die Abhängigkeit von einer stabilen und schnellen Internetverbindung nimmt damit weiter zu, sie ist aber im Spielbetrieb inzwischen allgemein üblich, vor allem, was grafisch aufwändige Spiele betrifft.
Was nun den Verbrauch an Daten in einem solchen Betrieb mit Windows und hochkarätigen Spielen betrifft, können wir nichts Genaues sagen. Angesichts einer Datenflat ist uns das auch relativ gleichgültig, hat man hier ein begrenztes Volumen, sollte man aber lieber erst einmal nachfragen und messen. 50Mbit/s entsprechen etwa 6,25MB/s, heißt es von Blade, das ließe sich entsprechend hochrechnen, aber diese Geschwindigkeit dürfte man selten in realem Einsatz haben, und es komme auch noch auf andere Parameter an.
Systemvoraussetzungen und Verfügbarkeit
Hierzu zitieren wir aus dem Ursprungsartikel: Um den Shadow-Client auf dem Mac installieren zu können, haben wir macOS 10.13 laufen (jetzt 10.14 Mojave), mindestens macOS 10.10 ist erforderlich. Voraussetzung auf einem PC ist Windows 10. Auch unter Android, Linux und später iOS soll der Betrieb von Shadow möglich sein.
Fazit und Empfehlung
Insgesamt sind wir auch nach mehreren Wochen im Dauerbetrieb von Shadow beeindruckt. Man hat sich zudem schnell daran gewöhnt, Spiele in höchster Auflösung und besten Details laufen zu lassen, sodass es schwerfällt, zum alten Stand mit dem heimischen PC zurückzukehren mit vielen Kompromissen und Einschränkungen oder gar einem älteren Mac, der das gar nicht packt und für dessen Betriebssystem es aktuelle Spiele vielleicht auch (noch) gar nicht gibt. Sieht man den verhältnismäßig hohen Abo-Preis in Relation zu einer Neuanschaffung von potenten Grafikkarten oder flotten Spiele-PCs, kann man auch damit eigentlich recht gut leben. Dringend zu empfehlen ist dem Anbieter mindestens eine kostenlose Probewoche, wer dann nicht überzeugt ist, kauft sich vermutlich lieber einen eigenen neuen PC. Diese Entscheidung sollte Blade den Nutzern leichter machen.
Post a Comment